Schlaflabor

Seit Ende 2015 bin ich in der Lage, ambulante Schlaflaboruntersuchungen anzubieten, und zwar als bislang einziger niedergelassener Arzt in Neumarkt mit "großem Schlaflabor", sprich Polysomnographie. Was hat es damit auf sich?

Ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Schlaf. Dass die Schlafqualität in der Nacht erhebliche Auswirkungen auf die Befindlichkeit am Tag hat, ist klar.

Es gibt zahlreiche Störungen des Nachtschlafs: Ein- und Durchschlafstörungen, vorzeitiges Erwachen, Atemaussetzer im Schlaf, heftige Bewegungen während des Träumens (eine Schlafstörung, die oft ein sehr früher Hinweis auf eine Parkinson- oder Alzheimer-Erkrankung ist), Alpträume, Schlafwandeln etc. etc. All diese Schlafstörungen wirken sich auf das Befinden tagsüber aus.

Beispielsweise ist bekannt, dass Menschen mit Atempausen während des Schlafs häufig einen hohen Blutdruck entwickeln, unter Nachtschweiß leiden, oft einen erhöhten Blutzucker nüchtern am Morgen aufweisen und zugleich dermaßen übermüdet sind, dass ein erhöhtes Unfallrisiko besteht.

Diese Schlafstörungen zu untersuchen ist Aufgabe der Schlafmedizin. Die wichtigste Untersuchung hierbei sind nächtliche Ableitungen, die über Störungen des Schlafs detailliert informieren. Dazu gehören Messungen 

  • des Atemstroms an der Nase durch einen Sensor, der vergleichbar ist mit einer Sauerstoffbrille.
  • der Kinnmuskulatur mit Klebe-Elektroden, mit der auch ein Schnarchen erfasst wird.
  • der Augenbewegungen mit Klebe-Elektroden, die erkennen lassen, wann Träume auftreten.
  • der Sauerstoffsättigung im Blut mit einem Fingerclip.
  • eines EKGs
  • der Atembewegungen im Brust- und Bauchbereich mit Gurten, die zugleich die Körperlage registrieren.
  • der Beinbewegungen mit Klebe-Elektroden auf den vorderen Schienbeinmuskeln.

Diese Untersuchungen werden zusammengefasst "Polygraphie" genannt, in etwa übersetzt mit "Vielfachaufzeichnung".

Durch die Messung der Laufzeit der Pulswelle vom Herzen (EKG) zum Finger (Fingerclip zur Sauerstoffsättigung) lässt sich außerdem der Blutdruck mit einer automatischen Analyse ("Pulstransitzeit") recht gut abschätzen.

Wenn zusätzlich mittels Klebeelektroden die Hirnströme (EEG) abgeleitet werden, spricht man von "Polysomnographie". Mit der Ableitung der Hirnströme wird beurteilt, ob und wie tief der Mensch schläft. Es kann nicht nur festgestellt werden, wann der Patient wirklich schläft - auch die Einschlafzeit und die Schlaftiefe wird gemessen. Ebenso werden Traumphasen zuverlässig registriert. So sind wichtige Zusatzinformationen über die Polygraphie hinaus erhältlich.

Der Vorteil der ambulanten Untersuchung besteht darin, dass der Patient nicht stationär in ein Schlafzentrum eingewiesen werden muss. Ein stationärer Aufenthalt ist höchstens  dann erforderlich, wenn eine Schlafmaske wegen ausgeprägter Atemaussetzer im Schlaf angepasst werden muss - eine Maßnahme, die für die betroffenen Patienten die Lebensqualität verbessert und die Lebenszeit verlängert. Die Kontrolle nach der Maskenanpassung in der der Klinik kann dann wieder ambulant erfolgen.

Gründe, bei denen eine Schlaflabor-Untersuchung erwogen werden sollte, sind unter anderem:

  • Anhaltende Störungen des Einschlafens und/oder des Durchschlafens
  • Unerholsamer Schlaf
  • Atempausen im Schlaf
  • Heftige Bewegungsabläufe im Schlaf (um sich schlagen, treten etc.)
  • hoher Nüchternblutzucker oder anhaltender Nachtschweiß
  • Tagesmüdigkeit
  • Unwillkürliches Einschlafen tagsüber

Falls Sie oder Ihr „Bettpartner“ solche Symptome feststellen, sollten Sie daran denken, sich zumindest polygraphisch, und bei fehlender Erklärung für Ihre Beschwerden polysomnographisch untersuchen zu lassen.

Das Anlegen der Ableite-Elektroden erfolgt am Abend in meiner Praxis. Nach der Verkabelung sind die Patienten allerdings nicht mehr in der Lage, Auto zu fahren, so dass eine Begleitperson erforderlich ist. Am Morgen nimmt der Patient die Kabel selber wieder ab und bringt das Untersuchungsgerät, das etwas größer als eine Zigarettenschachtel ist, zur Auswertung in die Praxis zurück. Die Befundbesprechung erfolgt einige Tage später.